Schweiß im Wein?
03. Oktober 2025
geschrieben von Concierge um 15:30
img-5925
img-5912
img-5870-2
img-5899
img-5864-2

Öffnet der Sparerhof-Sommelier geschickt eine Flasche Wein, kann in der Geschwindigkeit, in welcher er Kapsel und Kork gelöst und entfernt hat, schnell vergessen werden, was eigentlich alles getan werden muss für so ein schönes Glas Terlaner klassisch.

Rebe ergibt Traube, macht Wein; einfach. Eine Gleichung welche wir alle kennen. Vergessen werden dabei die großen Anstrengungen, welche in der Lesezeit überhaupt unternommen werden müssen um so eine Flasche Wein machen zu können.

Also von Anfang an: Was passiert eigentlich? Wie funktioniert eine Weinlese eigentlich so? Aus dem gemütlichen Weinkeller, der Komfortzone eines Sommeliers, macht er sich in den Weinberg. Das Prinzip ist schnell erklärt. Traube, mit Rebschere am Stiel von der Rebe scheiden, in den „Wimmkübel“, von dort in die Großkiste. Zu wiederholen, bis kine Trauben mehr vorhanden sind. Rebstock für Rebstock, Rebzeile für Rebzeile, Parzelle für Parzelle. Und so geschieht es während der Lese, hunderte, tausende Male in ganz Südtirol.

Wirkt also trivial, ist es auch und bedarf dennoch Übung und Verständnis. Jeder kann Wein machen und jeder kann Trauben pflücken, aber um großen Wein zu machen, kommt es auf die Details an. Die I-Tüpfelchen. Ein I, die Traube selbst. Weil sich in diesem Jahr der Reifezeitpunkt und ein Regenfenster überkreuzen, herrscht im Weinberg Anspannung vor. Die Gefahr von Fäulnis droht, die Ernte zu zerstören. Heikle und kritische Tage, doch mit ein bisschen Glück öffnet sich ein Fenster, endlich Sonnenstunden. Die richtigen Voraussetzungen für die Ernte. Jetzt muss es schnell gehen und präzise gearbeitet werden. Im Fall unserer Lese, Chardonnay, frühreif, dünnere Schalen und die engeren Beeren machen die Rebsorte anfälliger für Fäulnis.

Während wir Glück hatten und reifes sowie gesundes Traubenmaterial ernten konnten, hat dennoch das Mikroklima einiger Reihen, dafür gesorgt aus den unterschiedlichsten Zufällen heraus das Rebstöcke mit gesundem sowie befallenen Trauben behangen waren. Diese befallenen müssen herausgelöst werden. Dort bedarf es Feingefühl, sorgfältiges Abtrennen und die Beeren dürfen nicht verletzt werden. Sanftes und schnelles Arbeiten. Und darin liegt die Kunst.

Aber neben Feingefühl bedarf es auch Resilienz. Die Arbeit ist anstrengend und verlangt dem Körper einiges ab. Hanglagen, Höhenunterschiede, ständiges Aufsteigen und Absteigen. Es geht in den Rücken, in die Knie, raue Hände vom Hantieren mit den Trauben. Konzentration muss sein; die selbe Arbeit muss über Stunden immer mit der selben Präzision ausgeführt werden. Wenn Wein zu 85 % aus Wasser besteht, dann kommt 1 % sicherlich vom Schweiß der harten Arbeit.

Den ganzen Tag über wird gearbeitet, und nur als das Licht weniger wird, hört die Lese auch auf. Weiter geht die Arbeit vom Traktor in den Keller. Kritisch, denn wer nicht sauber gearbeitet hat, riskiert, dass der Saft verletzter Beeren bereits hier eine Gährung auslöst. Schon wieder, Geschwindigkeit ist das Maß der Dinge. Doch für uns ist hier Schluss.

Weiter geht es im Weinkeller der Kellerei, wo nun auf die Kellermeister neue Herausforderungen warten. Und während eine Legende besagt, dass der Concierge alle Mitarbeiter der Kellerei Terlan persönlich beim Namen kennt, zweifle ich doch daran, dass er alle Schritte kennt, welche es für die Produktion von für so eine Flasche Terlaner klassisch bedarf.

Mit dem Begriff Lieferkette sind wir spätestens seit COVID vertraut. Zu so einer Flasche Wein gehören ja schließlich, auch Wein und Flasche, eine Menge Zwischenschritte: Etiketten, Korken und Kapsel. Und während es sicherlich spannender wäre einen Blick auf die Fertigung zu werfen, dürfen wir nicht vergessen, welche Arbeit ansonsten noch so hineinfällt in eine Flasche Wein. Vom Lieferanten (in unserem Fall wirklich Kilometer Null) bis zur Buchhaltung.

Doch bevor aber überhaupt über die ganze Logistik nachgedacht werden kann, geht ein Jahr im Weinberg voraus. Und die Ernte ist nur einer von vielen Schritten, die zuvor im Weinberg getätigt werden mussten. Sicherlich die Ernte ist am kritischsten, doch wer unter dem Jahr nicht sorgfältig Arbeitet, für den wird der Lohn schwach aussehen.

Und während wir uns alle über einen super Jahrgang 2025 freuen, die Lese gut in den Keller gekommen ist, können wir erst in einigen knappen Jahren die Früchte der Arbeit verkosten. Blickt man dann auf das Etikett und sieht die Zahl 2025, ist bereits vergessen, welche Anstrengungen im Weinberg unternommen werden mussten. Welche Regenfronten Bangen ausgelöst hatten oder welcher Hagelschauer drohte.

So ein Jahrgang auf der Etikette, sagt am Ende viel mehr darüber aus als das Jahr der Ernte, spätestens jetzt haben wir eine Idee davon, wieviel Arbeit dahinter steckt. Entspannter also ist es dann dennoch die Frucht seiner Ernte zu kosten. Lesen wir also: Terlaner klassisch 2025, wissen wir: Ein gutes Jahr, mit seinen Herausforderungen, harter Arbeit und vielleicht, vielleicht ist ein Tropfen Schweiß des Sommeliers mit dabei.

Prost. Stay tuned.

Sparerhof OHG